family affairs

Dienstag, 4. Januar 2011

hinter glas

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ob sich diese art der kinderhaltung durchsetzen wird?
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Sonntag, 5. September 2010

wenn sie mitten in der nacht nachhause kommen,

und dann überraschend über damenschuhe, die nicht ihre sind, im vorzimmer stolpern, kann es auch sein, dass ihnen bewusst wird, wie groß manche ihrer kinder plötzlich geworden sind.
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Donnerstag, 20. Mai 2010

r.i.p.

den großteil des folgenden hab ich aus dem archiv, entschuldigt die wiederholung ...

"die kann das? wirklich?", fragte der vater meiner freundin schwer verwundert, als sie ihm von ihren neuen von mir genähten vorhängen erzählte. ja die kann das, sagte meine freundin, und weiß natürlich nicht, wie stolz ich war, als ich von meinem großvater mit fünfzehn meine erste eigene nähmaschine geschenkt bekam, ein besonders schönes und teures modell, das auch noch für diese vorhänge gut genug war.

Welcher Tag ist heute?
Heut ist Weihnachten, Omi, wir haben doch gerade erst die Lichter am Baum gelöscht.


nähen hab ich nicht in der schule gelernt, sondern bei meiner großmutter, und das war bei weitem lustiger. wenn ich irgendwas vom handarbeitsunterricht mitbrachte, warf sie nur einen kurzen blick darauf, schüttelte den kopf, fassungslos, welchen blödsinn "der hoschpel" - und damit meinte sie selbstverständlich nicht mich, sondern die handarbeitslehrerin - schon wieder angerichtet/verursacht hätte. dann wurde alles aufgetrennt und neu gemacht. bei ihr hatten wir immer schon auf allen maschinen nähen dürfen, einschließlich der nicht elektrischen, bei der mich der riesige unterkasten am meisten beeindruckte. nur gegen die in der schule verschnittenen stoffe war sie machtlos, aber da bei uns sowieso immer stoffe in unmengen angekauft wurden, ersetzte sie halt auch die.

Ah ja, meine Lieben, na Hauptsache wir sind gesund. Kann ich was zum Trinken haben? Welcher Tag ist heute?
Heut ist Weihnachten, Omi, deshalb bist du doch bei uns.


am anfang wusste ich die nähkünste meiner omi noch nicht richtig zu schätzen - immer schaute ich anders aus als die anderen, höchstens gleich mit meiner schwester - und das fiel absolut nicht unter "cool", wenn wir dieses wort damals schon gehabt hätten. allein - in der fünften klasse gab es bei uns misswahlen aller art, an denen sich sämtliche burschen mit hingabe beteiligten. als ich dann das dritte mal zum bestangezogenen mädchen gewählt worden war, beschloss ich es endlich zu glauben, und ein weiterer grundstein für mein - böse zungen nennen es übersteigertes - selbstbewusstsein war gelegt.

Ah ja, Leo, wer sind denn die Leute da?
Das ist deine Tochter und ihr Mann, und das sind die Anna und die Klara, deine Enkelinnen.
Nein, na geh, so groß schon. Und von wem ist das Kind? Hast du zwei Töchter, Klara?
Nein Omi, das ist ein Bub, das ist der Florian. Wir sind die Töchter von der Herta. Die Herta ist deine Tochter.


meine omi hat immer genäht, ihr hat es ihre lieblingsschwester beigebracht. sie war das letzte von sieben kindern in einem bergdorf, hineingeboren noch in den ersten weltkrieg. die anderen schwestern wurden noch nach holland zum arbeiten geschickt, nur die vorletzte, die lieblingsschwester, nicht mehr, die war schon sterbenskrank. der lieblingsbruder wäre gern friseur geworden, das hat der urgroßvater nicht erlaubt, da schoss er sich mit sechzehn in den kopf.

Ah ja, welcher Tag ist heute?
Heut ist Weihnachten, Omi, wir haben doch gerade die Geschenke bekommen.


beim rodeln hätte sie immer gewonnen, hat meine großmutter früher oft erzählt, und dass sie selber dann gleich nach der volksschule (das waren aber acht klassen) den herrn lehrer verführt hätte und nicht etwa umgekehrt. selbstverständlich war der herr lehrer dann auch ihr erster mann und der erste nazi im ort war er wohl auch. mit dem ist sie dann ins tal gezogen, in den markt hinunter, und wir hätten natürlich alle keine ahnung, wie es denn so gewesen sei in den dreißiger jahren, wir sollten nicht blöd daher reden. neununddreißig das erste kind, kein weiteres sollte folgen. nur ein einziges mal hat meine mutter den lehrer gesehen, und kann sich nur an eine tobende gestalt erinnern, der mit der vierjährigen wohl nichts anfangen konnte.

Ah so, ich bin ja so vergessen, na macht nichts, Hauptsache wir sind gesund. Wo ist denn da das Klo?
Nur gerade nach hinten, die erste Tür.-
Wieso sind wir hier, Leo?


nach dem krieg hätten sie vom nähen gelebt, von einem bauernhof zum nächsten seien sie gezogen, das kind immer dabei oder im weg, je nachdem welche der beiden frauen die geschichte nun weitererzählt. dann habe der hannes bei ihnen gewohnt, der sei ein säufer gewesen, sagt die mama, aber einen hund habe er ihr geschenkt, deshalb hätte sie ihn sehr gern gehabt. über den sprach meine großmutter grundsätzlich nicht.

Weil heute Weihnachten ist, das ist deine Familie, die haben uns eingeladen.
Wo sind wir, Leo?
Wir sind in Wien, Greti, weil heute Weihnachten ist.


in den siebziger jahren ließ meine großmutter endlich den lehrer für tot erklären, da heiratete sie den leo. der konnte alle fahrräder und nähmaschinen reparieren, und der war immer unser großvater, einen anderen kannten wir nicht, und mir scheint das fast besser so.

Ah – heut ist Weihnachten – weiß ich doch, kann ich noch was zum Trinken haben?
Es ist genug, Greti, das weißt du doch, du sollst nix trinken.
Ich hab Durst, welcher Tag ist heute?


außer nähen konnte meine omi noch hervorragend geschichten, die nie aufhörten, erzählen und eine handvoll gerichte kochen. dass die ziemlich genau aus schnitzel, kroketten, nusstorte, selbstgezogenem apfelstrudel und lebkuchen bestanden, fanden wir als kinder ernährungstechnisch absolut ausreichend. meine mutter weniger, aber die ist auch sonst viel ernster.

Heut ist Weihnachten, Mama, merk´s dir doch!
Ich merk mir nix mehr, ich weiß es eh. Die Dirndln sind groß, sind das deine?
Nein, ich bin die Klara, du bist meine Omi, die Herta ist deine Tochter.


nie hab ich meine omi ein wirklich unfreundliches wort sagen gehört, nie hab ich erlebt, dass sie irgendetwas nervös gemacht hätte. alles haben wir bei ihr dürfen, nur bei der sirene mussten wir wieder da sein. ein paar wesentliche andere fertigkeiten wie schwimmen, radfahren, reiten, schifahren haben wir letztlich auch bei ihr gelernt. und indirekt verdanke ich ihr mein klavier, denn das habe sie sich für meine mama vom mund abgespart, als die unbedingt eines haben hatte wollen. deshalb darf ich es jetzt nicht hergeben, alle anderen haben zwar im gegensatz zu mir keinen platz mehr dafür aber bedeutendere erinnerungen daran als ich.

Jaja, weiß ich doch, aber zu wem gehört jetzt wieder der Johannes?
Er heißt Florian, Omi, er ist das Kind von der Klara.
Na geh – wie die Zeit vergeht. Na Hauptsache wir sind gesund. Welcher Tag ist heute?


am samstag ist meine omi gestoben, mit fast 94 und alzheimer im allerletzten stadium - wer die krankheit kennt, weiß, was da noch alles dazu gehört ...
der leo ist zwar jünger, aber jetzt auch schon fast 90 und hat sie bis vor zwei jahren fast ganz allein gepflegt. so hätte er sich´s nicht vorgestellt, hat er manchmal gesagt, aber ein bisschen von dem, was sie ihm gegeben hätte, das hätte er gern zurückgegeben.

gestern haben wir sie verabschiedet, im weinroten kleid - selbst genäht natürlich - ist sie dagelegen, mit friedlich wächsern entspanntem gesicht, fast wie ein mädchen hat sie ausgesehen. der halbe ort war da, die liedertafel, die goldhaubenfrauen, der turnverein und die schulfreundinnen meiner mutter.
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Montag, 15. Februar 2010

Lieber Xaver!(0)

Heute bist du ganze zwei Wochen alt, und damit hast du also bereits mehr als die Hälfte deines Lebens in deinem "richtigen" Zuhause verbracht.

Ein bisschen sehr müde vom Krankenhaus war ich schon, und daheim ist alles anders - da richten wir uns jetzt einfach ausschließlich nach deinem Rhythmus und nicht danach, wann irgendwer die Zimmertür aufreißt und irgendwas will ...

Das stimmt so natürlich nicht, wir sind ja vier, und haben natürlich schon auch ein gemeinsames Leben. Ich muss mir nur gleich wieder abgewöhnen, mich für das Wohlbefinden der anderen zwei hauptzuständig zu fühlen, das scheint mich auch ein wenig zu verspannen oder meinem persönlichen Haupt Kopfweh zu bereiten. Weil - du hast nämlich einen sehr klugen, verständnisvollen großen Bruder und du hast einen Vater, der auch mehr versteht, als ich ihm manchmal zutraue.

Gestern waren wir den ganzen Tag allein miteinander - und zum ersten Mal habe ich auch das Gefühl gehabt, dass ich das nächste Jahr, oder am besten gleich alle nächsten Jahre genießen werde. Du bist ein kräftiges, gesundes Baby, du weißt gar nicht, wie schön das ist. Das Paar, das im Krankenhaus in den letzten Stunden unseres dortigen Aufenthalts in "unserem" Zimmer den Ausgang der Herzoperation ihrer neugeborenen Tochter abwarten musste, das hat mir schon auch wieder eine Lektion in Dankbarkeit und Demut erteilt.

Bei Beziehungen habe ich ja auch die (heimliche) Theorie, dass sie so weiter gehen, wie sie anfangen, wenn es mit uns wo weiter geht, wie es begonnen hat (ich mein natürlich nicht die Geburt, sondern die letzte Woche), dann passt das schon!

Viel erlebt haben wir ja noch nicht gerade, aber es reicht ja, dass wir dahin schmelzen, wenn du so eine Art verschmitztes Lächeln zustande bringst oder uns herzhaft zum Lachen bringst, wenn wir wieder einmal beim Wickeln von dir "nass" erwischt werden.

Deine Kinderärztin sieht aus wie die Omama im Apfelbaum und eine besonders herzliche scheint sie mir auch zu sein.

Und weißt du, als du uns das erste Mal länger als eine halbe Minute an deiner Stimmbildung teilhaben ließest, und dein Vater aus diesem Anlass zu mir sagte, er verstehe gar nicht, wie Leute das überhaupt aushalten könnten, ein Baby schreien zu lassen, da wusste ich wieder, warum du gerade mit uns beiden dein großes Los gezogen hast ....

xaver-johannes


ps: und wir sagen auch hier der lieben b.k. danke für dieses bild!
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Mittwoch, 3. Februar 2010

die große vorher-nachher-show

ins finale gekommen ist ausschließlich kandidatin super-b.:
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man munkelt, sie hat einen gewissen h. bestochen. in wahrheit war es genau umgekehrt. die unschuldsvermutung gilt fuer beide nicht.

aus der allerletzten folge:
vollmondIMG_8531
weitere details werden unterschlagen. die beteiligten agierten teilweise oder gaenzlich unbekleidet, es soll sogar blut geflossen sein.

aber hier und heute - quasi live vom ort des geschehens -
sehen sie selbst:
selbst drei tage alte babies
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koennen bereits
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bis fuenf zaehlen!

wir danken allen hierorts gratulierenden, mailenden, smsenden (ist das ein schoenes unwort), entschuldigen uns bei allen, die diesmal nichts gewonnen haben, weil wir die e-mail-adresse falsch geschrieben haben, bzw. die e-mail-redaktion legasthenisch (schreibt man's jetzt so oder nicht?) ist, wobei uns insbesondere sofort und anonym die damen eugene und monique aus der return-to-sender liste einfallen, danken insbesondere dem a.(!!!!!!!!!!!!!!!!) fuer die siegerbilder, weil der an und fuer sich auch nicht objektive h. streckenweise nicht einmal objektiv ein objektiv aufs objekt halten haette koennen und freuen uns, wenn sie uns auch im folgenden krimi die treue halten. arbeitstitel derzeit:
wer erschießt den architekten?

ps: das scharfe s haett ich hier und heute gefunden, die kleinen Ä,Ü und Ö dauern noch.
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Freitag, 25. Dezember 2009

ganz normale weihnachten ...

weil der a. beim scrabble nicht gewonnen hat, hat er kurz ernsthaft überlegt, der bescherung fern zu bleiben, die neugier hat allerdings doch überwogen.

die erste wunderkerze hat auch gleich das erste zweiglein in brand gesetzt, aber das feuerchen ließ sich von mir unauffällig einfach ausblasen, während alle anderen andächtig der stillen nacht in spanisch, gälisch und in mindestens fünf noch entlegeneren varianten lauschten.

die fotos sind schlecht wie immer geworden, alle reden durcheinander, lachen und schauen überall hin außer in die kamera. das licht war nicht aufgedreht, und aus irgendeinem grund war ausgerechnet mein apparat auch noch die längste zeit auf filmen statt auf fotografieren eingestellt.

dafür gab´s am essen nichts auszusetzen, sehr vegetarisch geht es bei uns zu weihnachten definitiv nicht zu. alkoholfrei und kalorienarm schon gar nicht: bei den weinen reichte die spannweite von sardinien über monfalcino bis zum mayer am pfarrplatz. bei den keksen erfreuten sich die orangen-trüffel-kugeln, sowie die kleinen brotlaibchen der gößten beliebtheit, auch wenn alle wie immer schon vorher satt waren.

muttern hat später sogar den h. zum nächsten essen samt abholen meiner tante miteingeladen, er überlegt sogar anzunehmen.
schwestern wiederum war aufgeräumt wie schon lange nicht mehr und sang mit ihrem lieblingsneffen schaurige duette.

bleiben zwei volle geschirrspüler und die vorweggenommene traurigkeit, dass der a. nächstes jahr bei der mütterlichen variante tatsächlich nicht dabei sein will.
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Mittwoch, 29. Juli 2009

was hab ich mir dabei nur gedacht?;-)

wenn´s draußen noch taghell ist, geh ich schlafen, ich bestell mir wiener schnitzel, auch wenn ich das sonst nie esse und ich mag nicht mehr am bauch liegen, obwohl ich ja eigentlich sonst nur so einschlafen kann.
*
fehlen eigentlich nur noch die rührseligen anfälle, aber daran arbeite ich!

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Sonntag, 12. Juli 2009

trennung auf probe?

heute hab ich beschlossen, dass ich meine eltern nur mehr getrennt voneinander besuchen werde. wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich mich da unbedingt gerecht teilen will. zerfransen hab ich schon ein bisschen geübt.
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Sonntag, 10. Mai 2009

wir stören doch nicht ...

teenie1: "wenn ich sechzehn bin, mach ich was ich will!"
teenie2: "ich bin erst dreizehn, da muss ich noch drei jahre warten!"
teenie 3:"ich bin fünfzehn, für mich ist es nur noch ein jahr!"
teenie 4:"wenn mir einer gefällt, küss ich den schon!"
teenie 5, hört sich verdächtig nach dem a. an: "spielen wir jetzt endlich strippoker?"
der h:"wir stören die eh nicht, da können wir ruhig am balkon sitzen bleiben!"
ich: "wir gehen jetzt spazieren, das hab ich dem a. schon gesagt!"
der h: "na geh, lass uns noch den wein austrinken!"
der a: "mama, wann geht ihr jetzt endlich?"
ich erlaube mir, noch dreieinhalb teller in die küche zu tragen.
der a: "kannst du nicht nachher aufräumen?"
soviel zum thema nicht stören;-)

ps: die affentorte war wider erwarten ganz ausgezeichnet. foto folgt.
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Sonntag, 21. Dezember 2008

friedenszins

hörl hießen die hausmeister. die frau immer im schlafrock, immer zur hälfte gefärbte, ausgewachsene dauerwellen und eine schrille stimme dazu. ihr mann unheimlich, immer im unterhemd, als kinder haben wir uns gebührend gefürchtet. der sohn kam auch noch ab und zu vorbei, er sei des öfteren "straffällig" erzählte man einander. und dass man eigentlich nicht lang danach fahnden müsste, wer denn nun den schönen löwenkopf beim stiegenaufgang abmontiert und verkauft hätte.

die familie w. im ersten halbstock, alle sehr klein und alle sehr blass und alle sehr rund. mit der tochter spielten wir nie. die frau daneben lebte sehr zurückgezogen, das sei nur deshalb so gewesen, weil sie sich so für ihren sohn geschämt hätte. der wäre doch der namensgleiche terrorist gewesen, ob ich das nicht gewusst hätte, eröffnete mir meine schwester viel später. zeitlich wär´s möglich, in den siebziger jahren las ich allerdings noch wenig zeitung. und die erinnerungen meiner schwester stimmen erst recht nicht immer.

im ersten stock dann endlich ein mädchen, das wir - wenn auch selten - besuchen durften. die eltern beide schauspieler, die mutter muss einmal eine schönheit gewesen sein. die waren aber daheim alle sehr still, gleichsam verhuscht wirkten sie ohne bühne.

viel eingebildeter die ehemalige volksschullehrerin daneben und damit genau unter uns. wenn eure oma da ist, wackeln bei mir jedesmal die luster, beklagte sie sich lautstark. bis heute stelle ich mir hofratswitwen genau so vor. es hat einfach nicht jeder eine omi, die einen mit viel hallo durch die zimmer jagt. noch dazu konnte man bei uns damals im kreis laufen - also vom vorzimmer ins schlafzimmer ins kinderzimmer ins wohnzimmer ins vorzimmer, das fehlt bei den heutigen grundrissen völlig.

im zweiten halbstock die dame, die halt viel herrenbesuch habe, wie meine eltern das umschrieben. später hatte sie dann einen sehr großen hund statt ihres zuhälters. und war immer ausgesprochen freundlich zu uns.
daneben die besitzer der autowerkstätte im hof, denen sah ich lange in die küche hinein, deshalb weiß ich, dass er zu hause auch feinripp bevorzugte. selbst im tiefsten winter.

wir wohnten dann im zweiten stock, das waren immerhin schon achtundsiebzig stufen ohne lift. der wurde erst eingebaut, als ich schon lange ausgezogen war. albträume von stiegenhäusern, in denen man nur entweder hinunter oder hinauf gehen kann. bis heute mag ich die escherbilder mit stufen am liebsten.

kinderwägen unten abzustellen, war natürlich verboten.
später woche für woche das gepäck fürs wochenende hinunter, am sonntag abend wieder hinauf. urlaubsreisen hatten immer ein etwas anstrengendes ende. und im winter trug mein vater im winter jeden zweiten freitag nachmittag das öl von der nächstgelegenen tankstelle in zwei kanistern hinauf. in ca. 5 durchgängen mindestens. als wir groß genug waren, ihm dabei helfen "zu dürfen", waren wir nicht gerade glücklich darüber. bei meiner mutter mussten wir sowieso unserer meinung nach viel zu viel mithelfen. und das waren auch lauter sachen, die wir nicht ausstehen konnten.

mir wiederum sah später die frau deutsch ins fenster meines fünfeckigen neuen zimmers, das aus dem "kalten zimmer", am anderen ende der wohnung mit 13 für mich geschaffen worden war. das war aber eine so liebe, feine alte dame, dass es nichts ausmachte.
die nummer vom kz konnte man auf ihrem unterarm sehen, nicht dass sie die hergezeigt hätte, aber da meine mutter sie alle zwei wochen zum kaffee einlud, merkten wir es irgendwann.

ihr sohn lebte in england, den hatte sie noch auf einem kindertransport mitschicken können. nach ihrem mann wurde nicht gefragt. sie brachte uns immer süßigkeiten mit, es war uns peinlich. welche schokolade esst ihr am liebsten, wollte sie einmal wissen. kochschokolade, sagte ich sofort, da muss ich schon fünfzehn gewesen sein. sonst hätte ich nicht gewusst, dass die am billigsten war.

zum glück erzählte meine mutter der frau deutsch einmal vom lustigen zufall, unseren allerweltsnamen auf den fensterrahmen entdeckt zu haben. sie hätte immer gedacht, wir wären mit denen verwandt, meinte die frau deutsch. sie sei froh und jetzt glaube sie auch, dass es nicht so sei. die hätten sie nämlich angezeigt. damals.

mit der frau g. über uns war die frau deutsch wiederum nicht gut, aber aus einem späteren grund. die beiden waren nämlich nach dem krieg fast freundinnen geworden. aber als die frau g. sie einmal gebeten hätte, ihr einen tisch aus der bei der frau deutsch eingestellten küche des damals schon in jerusalem amtierenden bürgermeisters zu überlassen, hätte die ihr das nein nicht verzeihen können. erst als die frau deutsch gestorben war, ließ der sohn dann alles entrümpeln.

das ehepaar neben uns waren die kohouts aus böhmen - und ich erfinde auch das nicht: er war schneider und sie köchin. eine ganz ausgezeichnete, manchmal schmecke ich noch die selbergemachten mohnnudeln, die sie uns oft am abend herüberbrachte.
sie höre unser klavierspiel gerne, versicherte sie meiner mutter oft. und das obwohl wir wirklich stümperhaft spielten. bei ihr drüben zu sein, war wie bei einer zweiten großmutter zu sein. nie habe ich sie unfreundlich erlebt, sie wurde bald witwe und selber fast hundert. bis zum schluss kümmerte sie sich auch noch um ihre nussbäume in ihrem nicht weit entfernten garten.

zu meiner standesamtlichen hochzeit kam sie noch hochbetagt, die kirchliche sei zu weit weg für sie, ob ich das auch gelten lasse, fragte sie. als sie mich plötzlich siezte, weil ich doch erwachsen geworden war, und ich sie energisch bat, das zu unterlassen, gab sie mir ein bussi. mit tränen in den augen, ich hab es gesehen.

die barfrau von oberhalb war eine besonders imposante erscheinung. ihr begneten wir oft mit ihren zwei chow-chows. auch wenn sie nicht zur arbeit sondern nur die hunde äußerln ging, waren die blonden locken hoch aufgetürmt, der mund stark geschminkt und ihre augen hätten mit und ohne schminke auch an die frau davis erinnert ... ich glaube, sie war eine sehr gute barfrau.

meine eltern sind zwanzig jahre nach mir von dort ausgezogen. die frei werdenden wohnungen in bester lage werden dann immer sehr rasch saniert und sehr teuer wiedervermietet. die meisten, die noch friedenszins zahlten, sind heute tot. manchmal schaue ich zu den fenstern hinauf, nur ob da licht brennt.
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hier fehlt was;-)

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