Samstag, 30. Juli 2011

mal was anderes (2)

Ich habe Iris verloren. Oder sagen wir, die Frau, die sich Iris nannte. Das wäre alles nicht passiert, wenn ich am Freitag nicht Geburtstag gehabt hätte.

Ich war ein wenig müde, als ich die Ankunftshalle in Schwechat betrat. Vielleicht hätte ich sie nicht so breit anlächeln sollen, aber was hätten Sie getan, bei einer äußerst attraktiven Frau mit einer langstieligen roten Rose in der Hand und einem ein wenig zerknitterten großen Zettel auf dem "Georg" steht. Vorausgesetzt Sie heißen so.

Sie lächelte zurück und fiel mir um den Hals. Sie roch sehr angenehm. Ich hätte sie auch nicht gleich küssen müssen. Zumindest keine viereinhalb Minuten lang.

Ich bin ein langweiliger Mensch. Ich habe genau zwei Freunde, die ich beruflich bedingt nicht gerade häufig sehe. Ich arbeite seit zwanzig Jahren im sogenannten ehemaligen Ostblock als Programmierer. Irgendwann habe ich ein sehr nützliches Tool für Banken entwickelt, das verkauft sich sogar jetzt noch gut.

Ich dachte, meine beiden Freunde hätten sich das einfallen lassen. Sie hatte einen Pilotenkoffer dabei, sie begleitete mich hinaus zu meinem Auto. Und nahm am Beifahrersitz Platz.

Wohin fahren wir? fragte sie, da waren wir schon auf der Südautobahn. Nach Graz, da wohne ich. Nur nach Graz? Fürs erste.

Meine Wohnung ist der ärgste Saustall, dachte ich, da können wir unmöglich hin. Meine zwei wunderbaren Freunde würden vor der Tür stehen und mitfeiern wollen. Ich möchte lieber mit ihr allein bleiben. Dachte ich.

Sie fände das lustig, dass ich mich für meinen Beruf geniere, sagte sie. Ich konzentrierte mich auf ein Überholmanöver und antwortete, ich lebe sehr gut davon. Das könne sie sich vorstellen, Schönheit habe eben ihren Preis. Aber ich müsse keine Angst haben, sie denke an keine Veränderung in dieser Hinsicht. Sie sei schon richtig, murmelte ich, also richtig hübsch, wenn ihr dieses Kompliment nicht zu platt wäre.

Ziemlich genau da fing ich an zu lügen. Ich weiß auch nicht, warum. Ich sei erst vor Kurzem von meiner Frau verlassen worden, behauptete ich, sie hätte noch nicht einmal alle ihre Sachen abgeholt. Die Kinder wären gerade bei der Oma, und sie verwirkliche sich jetzt selbst in Indien. Iris solle sich also nicht wundern, wie chaotisch mein Haus im Moment sei.

Im Stillen entschuldigte ich mich bei meiner Schwägerin. Zu meinem Bruder habe ich ein recht distanziertes Verhältnis, zu ihr ein viel herzlicheres. Außer dass sie mich dauernd verkuppeln will. Nur hält das keine Frau aus, dass ich nie da bin. Auch sie hätte mir Iris schicken können, dachte ich, ihr würde so eine Aktion auch einfallen können. Aber die ganze "happy family" war noch eine Woche im Urlaub auf den Seychellen. Und ich würde diesmal keinesfalls aufs Blumengießen in ihrem repräsentativen Haus vergessen.
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Freitag, 29. Juli 2011

mal was andres (1)...

Diesmal habe ich ein gutes Gefühl. Kein Mann, keine Kinder, alles überschaubar. Ich habe sie am späten Nachmittag entdeckt, ihr Büro liegt ein wenig unter Straßenniveau, niemand zieht dort die Vorhänge zu.

Die ersten Nächte sind am anstrengendsten. Meine taube Mutter denkt, mein Freund sei in der Stadt, wenn ich nicht heim komme.

Bei ihr war ich mir schon nach wenigen Tagen sicher, sie verlässt ihre Wohnung immer um viertel acht. Am Weg zur U-Bahnstation öffnet sie ihre Handtasche noch einmal und kontrolliert, ob sie ihr Handy dabei hat.

Ihre letzten ausgehenden Anrufe waren vier Mal Marianne, drei Mal Susi G und zwei Mal Petra. Keine Eltern. Die SMS und die ausgehenden Gespräche gingen sich beim ersten "Ausborgen" nicht mehr aus, schließlich musste ich das Handy ja noch rechtzeitig zurück legen.

Sie steigt ein Mal um, manchmal kauft sie sich dabei ein gefülltes Weckerl. Wenn sie zu Mittag Essen geht, kauft sie nichts.

Was sie an ihrem Schreibtisch macht, ist mir egal, ich werde schriftlich kündigen.

Ihre Freundinnen trifft sie im Kaffeehaus. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, wie ich sie weg locken werde. Ein paar e-mails habe ich schon entworfen, selbstverständlich ohne Rechtschreibfehler und in einem sehr gepflegten Deutsch. Sie wird sich auf einen Kurzurlaub einlassen.

Während ihrer Arbeitszeit sitze ich gerne auf der kleinen Bank schräg gegenüber, wenn das Wetter es erlaubt. Ich lese viel, nach jeder halben Seite werfe ich einen Blick auf den Firmeneingang. Gegen 16 Uhr etwas öfter.

Ich habe bereits sechs Kleider, die fast so aussehen wie ihre. Demnächst gehe ich zum Frisör, meine Haare sind zum Glück heller, Bleichmittel mag ich nicht.

Ihre Schlüssel habe ich schon, die Wohnung ist klein und ordentlich. Ein bisschen zu viel Nippes, aber der ist schnell entsorgt. Es gibt keinen Hausmeister, es kommt nur jeden Montag eine Reinigungsfirma. Ihren rechten Nachbarn halte ich für einen Vietnamesen, gegenüber wohnen Studenten. Es ist ein großes Haus. Anfangs werde ich die Stiegen steigen, statt den Lift zu benützen, und ich werde wenig ausgehen.

Finden Sie nicht auch, das man gegen Ende dreißig seine eigenen vier Wände haben sollte?
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Donnerstag, 28. Juli 2011

eher nicht lügen

sollte man bei bewerbungsgesprächen. vor allem nicht, wenn's umgehend auffliegt. (falls sie das bisher noch nicht gewusst haben.)

und mir spukt seit tagen das milva-lied "hinterher weiß man mehr" durch den kopf.

sollten sie zwischen den oberen beiden sätzen einen zusammenhang vermuten, ist er garantiert falsch. auflösung folgt vielleicht.
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Dienstag, 26. Juli 2011

vermischte reste

gibt's anderswo nach üppigem wochenendessen, während bei uns oft gerade am montag am besten gekocht wird, wenn da endlich die geschäfte wieder offen haben.

vermischte reste bleiben mir auch hier nurmehr zu berichten, die neuesten erlebnisse von und mit dem x. werden ja jetzt großteils andernorts abgehandelt.

die wochenendrestmutter verirrte sich allerdings allein mit dem kind sonntags ins muqua, und stellte etwa fest, dass bei miserablem wetter auch der gratis zu benützende eingangsbereich des zoom-kindermuseums für zwei stunden nette unterhaltung bei knapp eineinhalbjährigen sorgen kann.

gut unterhalten hab ich mich heute jedenfalls auch am telefon mit dem a.:
"bist du gar nicht beim tierarzt?"
"sicher bin ich da, ich mach grad mittagspause!"
"hihi, ich auch!" (ok, es war grad dreiviertel eins)
"ja, aber du hast sicher nicht noch vor fünf minuten eine katze operiert!"
ich gab umgehend zu, überhaupt noch nie in meinem leben eine katze operiert zu haben. und wünsche ihm gutes gelingen für den rest seiner praxiszeit.


vermischte weintraubenreste sorgen wiederum für ungewöhnlich hohe preise am naschmarkt, das nennt sich dann gemischter satz und kostet als achtel 3,50.

aber das kann ich mir selbstverständlich locker leisten:
an diesem banner sollte vielleicht noch gearbeitet werden ...
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Sonntag, 24. Juli 2011

11 Stunden 35 Minuten

scheint mir ein wenig lang für die erste vorgeschlagene öfftentliche Verbindung zwischen zwei Orten, die gerade einmal 40 km auseinander im selben Bundesland liegen.
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Mittwoch, 20. Juli 2011

rollentausch

wie sattsam hier bekannt gegeben, läuft bei uns ja das modell: papa bleibt daheim, mama schafft an.

damit einher geht die übernahme sämtlicher haushalts- und dokumentationspflichten durch den h. man könnte auch sagen, er hat sich dabei mit irgendwas infiziert ...

lesen sie also gerne auch HIER in seinem nagelneuen BLOG(!!!) die andere seite der medaille!
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Sonntag, 17. Juli 2011

Montagsgedicht

Am Montag frisst die kleine Raupe
die Kalenderblätter der Vorwoche
und schlägt neue Seiten an.
Sie sitzt ganz vorsichtig beim Montagsmeeting,
weil sie weiß, dass am Montag zwischen 10 und 11
die meisten Arbeitsunfälle passieren.
Sie ersticht niemanden mit dem Kugelschreiber,
und stolpert in keine Gesprächsfalle.

Am Montag macht die kleine Raupe
eine Todo-Liste mit all den Dingen,
die sie seit Wochen nicht erledigt hat.
Sie hat zum Beispiel immer noch kein
Montagsgedicht geschrieben,
obwohl verlässlich jeden Montag
eine Suchanfrage danach kommt.

Am Montag fällt der kleinen Raupe
das Aufstehen mindestens so schwer
wie das Niedersetzen für 38,75 Stunden.
Bis ihr einfällt, dass aus Raupen
im Allgemeinen keine Arbeitsbienen werden,
sondern Schmetterlinge.
Oder Vogelfutter.
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Donnerstag, 14. Juli 2011

wieso schreibt keiner mehr ANSICHTSkarten?

liebe frau testsiegerin,
in anbetracht der reife und des aufmerksamkeitsbedürfnisses unserer mitreisenden jüngsten dame ein riesenkompliment für die gelungene erziehung ihrer tochter!
mit herzlichstem augenzwinkern,
auch eine mama

liebe frau katiza,
musikalisch war der urlaub eine traurige angelegenheit, außer grausame deutsche schlager im vorbeigehen hab ich leider gar nichts gehört!
auf innigstes verständnis hoffend,
eine freundin etwas intelligenterer musik

liebe frau rosmarin,
die sprechen dort so ein seltsames spanisch, dass sogar mein noch viel seltsameres verstanden wurde. lieben gruß aus ihrer (vorigen?) zweitheimat

liebe frau sternenstaub,
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wir hätten auch dort gar nicht so schlecht einkaufen können!
in erinnerung an ausgedehnte shoppingtouren

lieber herr vor dem schreíbkamin,
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es gibt dort echte fahrradmäßige herausforderungen. das wurde mir sozusagen aus erster hand berichtet.
die etwas faulere

lieber jossele,
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weil ich das ganze etwas bequemer abgefahren bin, weiß ich jetzt was ein mikrokontinent ist!
in erwartung weiterer ausführungen

werter trithemius,
am geschliffenen deutsch, mit dem sämtliche anekdoten der frau b. dargebracht wurden, hätten auch sie sich erfreut!
herzlichst,
die schmalspurphilologin

liebe frau auf eugenefaust,
IMG_1964
teilweise tragikomisch waren insbesondere die erfahrungen der frau b., die in ihrem bewegten leben unter anderem auch für eine sexhotline telefoniert hat.
mich an ihre ausgezeichneten abhandlungen über alles mögliche erinnernd,
ihre namensvetterin

liebe frau mchuber,
leute, die vier hunde und fünf katzen haben, können aber auch einfach keine schlechten menschen sein, oder?
ihre tierarztmama in spe

liebe anja-pia,
die fingernägel der dame waren auch sensationell schön.
die trotz salzwasserkur baldiges wiedererscheinen planende

liebe hausmeisterin,
auch die geschichte, wie man vom zimmermädchen zur innenarchitektin des hotels wird, hat mir gut gefallen.
in erwartung launiger sonstiger erfahrungsberichte

lieber herr creature,
die lebenskunst der beiden auswanderer, die wir da besucht haben, hätte auch ihnen gefallen!
ihre umgehend mehr entspannung erwägende

werter herr steppenhund,
außer mit dem taxifahrer, der nicht einmal drei euro herausgeben konnte, musste ich nach auslage für fünf flüge und zwei bungalows für sechs leute keine gröberen rechenprobleme lösen.
die großzügige

lieber profiler,
es war gar nicht so leicht in so einem touristenkaff der bockwurst auszuweichen!
auch eine freundin der spanischen küche,
ihre demnächstwiedergästin

liebe frau autsch,
xavi_im_sand
sollten sie jemals ganz zufällig ein urlaubsparadies für kleinstkinder brauchen, wüsste ich jetzt eines!
die sich im sand mit dem kinderwagen abgemüht habende

werter herr diverso,
duenen2
die dünen dort sind sensationell. (also für mich rein fototechnisch).
die freigeistige

werter pathologe,
und wer sich dort nicht hineintraut, hat selbstverständlich dünschi..
auf verzeihung für solche kalauer hoffend

werter herr gernial,
falls sie das dringend wissen wollten,
ich war auf kleinsittichb (tw.dt.span)

liebe weberin,
schatten
wir können uns wie immer nicht davon reisen. nicht einmal einander.
dennoch weiter gehend

liebe viennacat,
die deutsch-österreichischen freundschaften funktionieren auch im urlaubsexil ausgezeichnet. die großen kids haben sich mit einer brandenburgerin "auf a packl g´haut".
ihre wieder zu hause weilende heute eigentlich wesentlich mehr schwitzende

liebe frau swa,
P1000528conv
sollten sie bei ihren neuen sportlichen aktivitäten einen wanderstock brauchen, ich hätt hier ein drachenbaummodell.
die ewig schatten suchende

liebe falkin,
IMG_1968
und in allen fällen ist es schön, frisch verliebt zu sein.
ihre leider-nicht-trauzeugin


tbc ... wer immer sich noch ein kärtchen wünscht, wird sofort von edith betreut!
und wer sich noch eine vorderseite wünscht, selbstverständlich auch;-)
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hier fehlt was;-)

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