mal was andres..
Sie sind ja heute richtig fröhlich! hat mir jetzt schon die dritte Patientin gesagt. Ich lächle zwar sonst auch oft, aber es geht mir im Moment wirklich ausgezeichnet.
Wenn ich gewusst hätte, wie nett meine Nachbarin ist, hätte ich sie schon viel früher angesprochen. Obwohl - das hätte ich nie gewagt.
Ich habe ihr fast mein ganzes Leben erzählt. Es gefällt ihr, dass ich im Krankenhaus arbeite. Ob ich in alle Räume hinein könne? Ob das Personal eigene Gänge hätte, um ungesehen durch die Abteilungen zu kommen? Ob wir beim Hinausgehen durchsucht würden? Was mit den Toten passiere? Sie wollte wirklich viel wissen.
Ih werde mich für ihre Gastfreundschaft gebührend bedanken. Mit ihr kochen, wenn sie das gestattet. Oder mit ihr ausgehen, wenn ich mich zu fragen traue.
Sie scheint allein zu sein, den ganzen Samstag hat sie mit niemandem telefoniert. Zumindest nicht, als ich wieder wach war. Schade, dass ich heute auch noch Nachtdienst habe.
Ich dürfe Montag Vormittag mit ihr rechnen, hat sie versprochen. Eigentlich könnte ich genausogut einen Kollegen bitten, mir etwas Geld zu borgen. Andererseits sehe ich sie so bald wieder.
Rou Xoung, verzeih mir, ich hab mich in eine andere verliebt!
la-mamma - 10. Aug, 08:00
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Heuer habe ich einfach kein Glück mit meinen Kellnerinnen. Als die Carabinieri nach einer langbeinigen brünetten Ausländerin fragten, wusste ich, dass Iris ein Problem hatte.
Du musst sofort weg, erklärte ich ihr. Wieso, ob ich etwa mit ihr nicht zufrieden sei? Das sei nicht das Problem, aber ich könne keine Polizei brauchen.
Ich habe sie nichts gefragt, als sie hier ohne Gepäck eingezogen ist. Jetzt erzählte sie. Sie hätte sich nach vielen e-mails mit einem Fremden getroffen, sie wäre schon so neugierig auf ihn gewesen. Vielleicht sogar ein bisschen verliebt.
Und dann sei er mit ihr nach Venedig gefahren. Das müsse er so geplant haben. Um sie wieder los zu werden.
Sie hätten davor nur eine Nacht in seinem Haus verbracht, alles hätte so gediegen gewirkt. Jetzt wisse sie natürlich, dass etwas nicht gestimmt hatte. Vielleicht sollte sie einfach zurück nach Wien fahren.
Du kannst nicht in deine Wohnung fahren, dort suchen sie dich doch als erstes! Wieso, sie hätte doch gar nichts getan? Du vielleicht nicht, aber was weißt du von ihm?
Die könnten doch gar nicht wissen, wo sie wohne? Könnten sie nicht? Von wo hätte sie denn alle ihre e-mails geschickt? Alle können sie dich finden, ist dir das nicht klar?
Geh fort, tauch eine Weile unter! redete ich ihr zu, sie schaute mich zweifelnd an. Du bist in Gefahr, denk doch an dein Handy, das ist doch auch manipuliert worden. Stimmt, sagte sie, eigentlich kann nur Georg alle gespeicherten Nummern gelöscht haben, als ich neben ihm schlief. Siehst du, rief ich, warum tut jemand so was?
Luigi, sagte sie, vielleicht drehe ich den Spieß um! Und suche ihn. Ein paar Erklärungen sei er ihr wohl schuldig.
Keine gute Idee, aber ihr offensichtlich nicht mehr auszureden.
Am Ende brachte ich sie zum Bahnhof.
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Nach ein paar Stunden Schlaf fühlt man sich einfach viel besser, finden Sie nicht auch?
Frau Iris Werner ist jedenfalls nicht nach Hause gekommen, was immer sie tut, es scheint länger zu dauern.
Ist doch ganz natürlich, daheim ein bisschen den Schreibtisch aufzuräumen. Es ist ein guter Tag, erst finde ich die Sparbücher und zwei Laden drüber einen Ordner, in dem alles sorgfältigst abgelegt ist - Rechnungen, Kontoauszüge, sonstige Korrespondenz. Und relativ weit hinten in einer Klarsichtfolie: V und P und L- Verfügernummer und Passwort für ihr Bankkonto und die Losungswörter für die Sparbücher. Ich wusste, die Frau ist ordentlich. Es wird für mindestens fünf Jahre reichen. Wenn ich mich etwas einschränke, auch für sechs oder sieben.
Iris, du bist tot, wenn du wieder kommst!
Nachbar-Peter-Auf-Englisch-Auszusprechen schläft noch immer. Ich fahre ihren/meinen Computer hoch, zum Glück ist auch der nicht gesichert. Wer macht das schon zu Hause? Und ja - ich steige ins Online-Banking ein. Als erstes storniere ich den Dauerauftrag an den Arbeitersamariterbund, ich hab doch nichts zu verschenken.
Die neugierigste Freundin scheint Petra zu sein. Nur "und???" steht in ihrem SMS. "whow!!!" schreibe ich zurück. Das muss fürs erste reichen.
Peter rührt sich, er scheint langsam aufzuwachen. Da ich nun sicher weiß, dass ich durchaus nicht arm bin, werde ich ihm auch nicht mehr vorschlagen, einfach ein Loch in die unsere Wohnungen trennende Gipswand zu schlagen. Allein - wenn eine Idee einmal da ist, wer weiß, wann ich ihn wirklich brauchen werde? Und vor allem wofür?
Er küsst mir bildlich gesprochen die Füße, als ich ihm erkläre, es sei kein Problem, wenn er weiter hier bleibt. Mein Angebot gefällt mir noch besser, nachdem ich erfahre, dass er am Sonntag sowieso Dienst im Krankenhaus hat.
Also - bleiben und abwarten.
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Die Werner tickt nicht ganz richtig, wenn Sie mich fragen, ich hab das immer schon gewusst.
Ihr Kündigungsschreiben hab ich gleich einmal auf meinem Tisch liegen gelassen, die Post braucht ja heutzutag sowieso auch immer länger. Morgen ziehe ich mir was Kürzeres an, und so geh ich dann zum Chef und erklär ihm, dass ich gern sofort ihren Job und mehr Gehalt hätte. Jeder ist ersetzbar, das weiß man doch.
Diese seltsame Person, hochgestochen, genau, das war sie. Mit keinem per Du, als ob sie was Besseres wär. Und dann kündigt sie noch einmal, per e-mail! Glaubt die, wir habens beim ersten Mal nicht verstanden?
Im Brief will sie "das ausstehende Entgelt" auf ihr Konto, im mail soll ich es an eine Western Union Filiale in irgendeinem italienischen Kaff überweisen. Glaubt die, mir ist fad? Ich ändere da jetzt sicher nichts mehr, das mail lösche ich einfach.
Reicht doch, wenn der Chef den Brief liest, weg ist weg, oder? Ich weine ihr jedenfalls keine Träne nach, der arroganten Kuh, nie hat sie was von sich erzählt. Und wenn ich versucht hab, sie ein bisschen auszufragen, hat sie immer nur in ihre Tastatur geklopft. Das Fräulein Superfleißig, geh bitte! Für nichts hat sie sich interessiert, nie hat sie dasselbe wie ich am Vortag im Fernsehen gesehen, angeblich hat sie überhaupt wenig geschaut.
Deppert verträumt war sie in letzter Zeit, das hab ich wohl gemerkt, auch wenn sie nichts gesagt hat. Zicke!
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Ich hätte es ihm aus der Hand schlagen sollen. Aber ich habe nicht sofort gemerkt, welches Glas er sich da genommen hat.
Ich will hier wohnen, da schadet es nicht, ein wenig hilfsbereit zu sein. Nein, er müsse nicht weiter im Vorraum liegen, ich hätte ein bequemes Sofa, da könne er sich ausrasten. Später könne ich ihm auch etwas Geld borgen, zufällig wisse ich ganz genau, wie man den Schlüsseldienst ruft.
Vielleicht käme sogar derselbe, der mir vor ein paar Wochen aus der selben Verlegenheit geholfen hätte. Es sei tatsächlich nicht ganz billig, ich würde seine Identität gern bestätigen, schließlich wohnten wir ja schon lange Tür an Tür.
Zeit sich einander ordentlich vorzustellen, und zum ersten Mal sagte ich "Iris Werner" zu einem mir wirklich Gegenüberstehenden. Es klang nicht schlecht. Er erzählte einen halben Roman, bis er endlich bei Peter war. Und zwar Englisch auszusprechen.
Und dann setzte er sich quasi selbst außer Gefecht. Seine Leiche würde überhaupt nicht zu meinem schönen Abschiedsbrief passen.
Hinausbringen kann ich ihn auch nicht, es ist schon taghell geworden, außerdem ist er mir zu schwer. Das habe ich gemerkt, als ich probierte, ihn nur ein wenig zu verrücken.
Ein paar Stunden werden die Tropfen samt dem Schlafmittel wirken, ich bin hundemüde. Ich klopfe mir innerlich auf die Schulter, als ich endlich auf die Idee komme, das Schloss mit dem Schlüssel von innen zu verstopfen.
Die neue Bankomatkarte kommt am Montag oder Dienstag mit der Post, auf den Code muss ich auch noch warten. Der kommt extra, aus Sicherheitsgründen, so hat es mir der freundliche Herr gestern abend erklärt, als ich ihm den Verlust gemeldet habe.
Meine Mutter hat mich immer recht kurz gehalten. Es reiche, dass ich bei ihr wohnen dürfe, hat sie immer gesagt, ich könnte durchaus auch einmal etwas arbeiten. Oder mir endlich einen Idioten suchen, der mich aushält. In jeder Hinsicht. Ich finde, meine Mutter wird immer zynischer. Ich habe keine Lust zu arbeiten. Meine Phantasie wäre da völlig verschwendet.
Ich werde es schon hören, wenn SIE versucht, die Tür aufzubringen.
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Im Haus meines Bruders herrschte beste Ordnung, die Putzfrau muss da gewesen sein, ich war mir sicher, dass auch das riesige Wasserbett frisch überzogen worden war.
Auf Anhieb fand ich eine Flasche Rotwein, der richtig teuer aussah. Je ungezwungener ich mich benahm, desto besser, dachte ich und hoffte, dass Iris nicht bemerkt hatte, wie ich den Korkenzieher erst aus der dritten von mir geöffneten Küchenlade holte.
Alles Gute zum 42er prostete ich mir heimlich zu, und sagte laut Was für ein Geschenk! zu Iris. Und dass ich genau da weiter machen wolle, wo wir am Flughafen aufgehört hatten. Ein Geschenk, flüsterte Iris, dann eben ein Geschenk und streifte alles ab, was sie anhatte.
Selbstverständlich habe ich in den letzten zwanzig Jahren nicht wie ein Mönch gelebt. Die Frauen schätzen den Wert des Anzugs und der Krawatte, dachte ich, wenn mich wieder einmal eine in einer Hotelbar ansprach. Ein bisschen zu sehr aufgetakelt, die meisten aber auch wirklich hübsch, viele sehr gebildet, auch die, die von sich behaupteten, "nur Hausfrau" zu sein. Ein fairer Handel sagten sie, von dem Geld könnten sie sich eine Menge Extras leisten, oder auch nur dringend notwendiges Gewand für die Kinder. Verachten Sie mich nicht, es ist anders, wenn sie glauben, jemandem wirklich zu helfen. Oder auch nur wochenlang aus dem Koffer leben. Die Prostituierten bei uns kenne ich nicht.
Aber was hätte ich sonst von Iris denken sollen? Und was sollte ich jetzt diesem italienischen Polizisten erzählen? Dass mir eine Frau abhanden gekommen war, von der ich leider genau gar nichts außer ihrem Vornamen wüsste. Oder wo sie einen Leberfleck am rechten Oberschenkel ziemlich weit oben hatte?
Den Autodiebstahl habe ich selbstverständlich angezeigt, mehr zu sagen schien mir nicht nötig. Eigentlich traue ich Iris nicht zu, ein Autor kurz zu schließen, und die Autoschlüssel lagen auf dem Tisch, als sie davon stürmte.
Ich war so entspannt nach "unserer Nacht", wie ich sie mittlerweile nenne, sie war so etwas Besonderes. Sie brachte mich gefühlte hundert Mal zum Lachen und gezählte fünf Mal zum Orgasmus.
Ein starker Kaffee und wir fahren weiter? Ja, heute will ich das auch. Und schon schmiss ich wahllos frisches Gewand meines Bruders in meinen Koffer.
Ich Idiot hätte sie einfach nicht fragen dürfen, was ihr meine Freunde bezahlt hatten.
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Österreich ist ein sehr schönes Land. Und mir hat heute einer meine Börse gestohlen. Dummerweise ist da auch mein Schlüssel drin.
Ich lebe seit fünf Jahren hier, von Xao Dia Deng habe ich meinen Job im Krankenhaus geerbt. Für die schauen wir sowieso alle gleich aus, außerdem arbeiten im AKH 20.000 Leute. Die Sozialversicherungskarte hat mich nur 1.500 Euro gekostet, Xao war schon der dritte Koala, der sie verwendete, ich bin der vierte. So nennen sie mich zumindest im Krankenhaus, sie finden das lustig, immer noch besser als Lumpi, sagen sie.
Ich heiße Peter, sage ich, das ist der europäische Name, den ich mir ausgesucht habe, der passt zu "blanker, harter Kiesel", wie mich meine Eltern genannt haben. Ich spreche Peter Englisch aus, das ist meine beste Sprache. Geboren bin ich in Malaysia, nur sind meine Eltern leider Chinesen. Wir sind dort eine Minderheit. Eine ziemlich diskriminierte Minderheit, wir werden sehr systematisch benachteiligt.
Die reichen Chinesen lassen ihre Kinder in Australien studieren, meine Eltern sind aber arm. Ihnen schicke ich jedes Monat alles, was mir übrig bleibt. In meiner Geldbörse waren fast zweihundertfünfzig Euro, ich war stolz, dass ich gegen Monatsende noch so viel hatte.
Meine Sozialversicherungskarte wird so schnell keiner sehen wollen, die Nummer steht auf meinem Kalender in der Wohnung, in die ich gerade nicht hinein kann. Irgendwie werde ich das telefonisch regeln müssen. Denn sonst verwendet sie der Nächste.
Im Krankenhaus trage ich hauptsächlich das Essen aus, manchen Patienten helfe ich auch beim Einnehmen. Das dürfte ich eigentlich gar nicht, aber wenn einer oder eine sich nicht aufrichten oder nicht einmal einen Löffel halten kann, was soll man da machen?
Ins Haus bin ich gekommen, als es jemand verließ. Selbst wenn ich die Nummer vom Schlüsseldienst herausgefunden habe, werde ich ihn nicht bezahlen können. Mitten in der Nacht mag ich jetzt sowieso nichts unternehmen.
Am liebsten bin ich bei den frischen Kaiserschnitten, aber ich helfe auch den ganz Alten. Manchmal bekomme ich ein Trinkgeld, ich kann das gut brauchen, Wien ist sehr teuer.
Bei den Studenten habe ich mich sogar getraut, anzuläuten. Sie scheinen aber fort zu sein.
Ich lege mich vor die Tür, morgen ist Samstag, irgendwann wird die andere Nachbarin heraus kommen. Eine Frau allein ist sicher vorsichtig, die würde jetzt garantiert nicht aufmachen.
Ich habe sie noch nicht oft gesehen, sie hat ganz andere Arbeitszeiten wie ich, außerdem schien sie mir bei unseren wenigen Begegnungen immer ein wenig in Eile.
Xao hat es gut getroffen, ihn hat eine Diplomatenfamilie als Butler nach Qatar mitgenommen. Ich will eigentlich zurück nach Malaysia, aber sicher nicht nach Kuala Lumpur, das ist mir viel zu groß und ich kenne es kaum. Unser Dorf ist fast dreihundert Kilometer entfernt. Rou Xoung hat mir versprochen auf mich zu warten. Aber das ist neun Jahre her.
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Die Frau saß an unserem Tisch und hatte zwei voll beladene Teller vom Frühstücksbuffet vor sich stehen. Bernd und ich setzten uns zu ihr, sie begrüßte uns freundlich.
Ihre Geschichte war ein bisschen verworren, aber rein äußerlich gefiel sie uns beiden sofort. Ob wir so nett wären, sie nicht zu verraten, sie hätte eigentlich nur dringend auf die Toilette gemusst und dem Duft des frisch gebratenen Specks danach nicht widerstehen können. Sie hätte einfach three-hundred-one gesagt, da hätte sie der Kellner an den Tisch da geführt.
Es ist eine sehr nette Suite, die wir da bewohnen, sagte Bernd und ich nickte dazu. Mit viel zu viel Platz für nur zwei, ergänzte ich freundlich.
Eine Brünette, dachte ich, sehr lange Beine, sehr gepflegt. Ein bisschen Gesellschaft wäre nicht das Schlechteste.
Sie könne mit ihrem Handy nicht telefonieren, alle Nummern fehlten. Und ihre Bankomatkarte funktioniere auch nicht, das liege wohl an diesen italienischen Automaten. Ihr Gepäck sei ihr abhanden gekommen, aber da sei sie wohl selber schuld. Sie wolle einfach noch nicht heim, ob wir verstünden?
Geld spielt keine Rolle, sagte Bernd, und meinte es auch so. Sie hätte eigentlich noch nichts von Venedig gesehen, und ohne Badesachen könne sie ja nicht einmal ans Meer.
Sie zögerte kurz, aber dann nahm sie unser Angebot an, sich die Suite einmal anzusehen. Wir verbummelten den Vormittag in der Stadt, tranken einen absurd teuren Kaffee am Markusplatz und kauften ihr einen Bikini und ein Handtuch.
Später rannte sie extrem schnell ins Wassser, die Adriaküste ist ja da äußerst flach, mir gefiel ihr Ungestüm.
Vielleicht hätten wir es nicht gleich in der ersten Nacht versuchen sollen. Sonst treffen wir nur Frauen aus dem Internet, die unseren Ansprüchen genügen, aber die wissen vorher ganz genau, was wir uns vorstellen.
Selbstverständlich ließen wir sie nach ihrer deutlichen Ablehnung in Ruhe, das schien auch ihr klar zu sein, sonst hätte sie sich in unserer Suite wohl kaum noch ausgeschlafen. Ich nehme an, sie frühstückt heute woanders.
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Schön langsam mache ich mir Sorgen. Sie müsste längst zurück sein. Zumindest wenn sie die letzte Schnellbahn genommen hat. Wie geduldig ist diese Frau?
Ich fühle mich noch nicht ganz zu Hause hier. Obwohl ich mittlerweile weiß, wo der Staubsauger und das Bügelbrett stehen.
Das Schwierigste kommt ja erst, wenn die k.o.-Tropfen wirken werden. Angeblich geht das sehr rasch. Auf manche Formulierungen ihres Abschiedsbriefs bin ich richtig stolz, ja er rührt mich zu Tränen, obwohl ich ihn selbst verfasst habe.
Ich werde sehr verständnisvoll sein, wenn der erste Schreck vorüber ist. Zunächst muss sie sich von mir trösten lassen, weil ein gewisser Georg sie versetzt hat. Deshalb sei ich ja da, werde ich behaupten, ich war mir einfach sicher, nicht sein letztes Opfer gewesen zu sein.
Sie müsse sich jetzt vorsehen, alles ändern lassen, er habe sie wahrscheinlich schon in jeder Hinsicht ausspioniert. Es sei unglaublich, wie viel man allein aus dem Müll herauslesen könne.
Wieso kommt sie nicht? Ich sitze in ihrer Küche, bis es dämmert. Das tut es Ende Mai ja sehr früh. Irgendetwas ist schief gelaufen, ich bin mir nicht sicher, ob ich weiter warten soll.
Es muss meine Nervosität sein, ich bilde mir sicher nur ein, etwas vor der Tür gehört zu haben. Sie würde ja wohl einfach aufsperren und herein kommen.
Ich spähe durch den Spion und sehe nichts. Ganz langsam und leise öffne ich die Eingangstür. Und dann erschrecke ICH.
la-mamma - 31. Jul, 08:00
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Ich habe Iris verloren. Oder sagen wir, die Frau, die sich Iris nannte. Das wäre alles nicht passiert, wenn ich am Freitag nicht Geburtstag gehabt hätte.
Ich war ein wenig müde, als ich die Ankunftshalle in Schwechat betrat. Vielleicht hätte ich sie nicht so breit anlächeln sollen, aber was hätten Sie getan, bei einer äußerst attraktiven Frau mit einer langstieligen roten Rose in der Hand und einem ein wenig zerknitterten großen Zettel auf dem "Georg" steht. Vorausgesetzt Sie heißen so.
Sie lächelte zurück und fiel mir um den Hals. Sie roch sehr angenehm. Ich hätte sie auch nicht gleich küssen müssen. Zumindest keine viereinhalb Minuten lang.
Ich bin ein langweiliger Mensch. Ich habe genau zwei Freunde, die ich beruflich bedingt nicht gerade häufig sehe. Ich arbeite seit zwanzig Jahren im sogenannten ehemaligen Ostblock als Programmierer. Irgendwann habe ich ein sehr nützliches Tool für Banken entwickelt, das verkauft sich sogar jetzt noch gut.
Ich dachte, meine beiden Freunde hätten sich das einfallen lassen. Sie hatte einen Pilotenkoffer dabei, sie begleitete mich hinaus zu meinem Auto. Und nahm am Beifahrersitz Platz.
Wohin fahren wir? fragte sie, da waren wir schon auf der Südautobahn. Nach Graz, da wohne ich. Nur nach Graz? Fürs erste.
Meine Wohnung ist der ärgste Saustall, dachte ich, da können wir unmöglich hin. Meine zwei wunderbaren Freunde würden vor der Tür stehen und mitfeiern wollen. Ich möchte lieber mit ihr allein bleiben. Dachte ich.
Sie fände das lustig, dass ich mich für meinen Beruf geniere, sagte sie. Ich konzentrierte mich auf ein Überholmanöver und antwortete, ich lebe sehr gut davon. Das könne sie sich vorstellen, Schönheit habe eben ihren Preis. Aber ich müsse keine Angst haben, sie denke an keine Veränderung in dieser Hinsicht. Sie sei schon richtig, murmelte ich, also richtig hübsch, wenn ihr dieses Kompliment nicht zu platt wäre.
Ziemlich genau da fing ich an zu lügen. Ich weiß auch nicht, warum. Ich sei erst vor Kurzem von meiner Frau verlassen worden, behauptete ich, sie hätte noch nicht einmal alle ihre Sachen abgeholt. Die Kinder wären gerade bei der Oma, und sie verwirkliche sich jetzt selbst in Indien. Iris solle sich also nicht wundern, wie chaotisch mein Haus im Moment sei.
Im Stillen entschuldigte ich mich bei meiner Schwägerin. Zu meinem Bruder habe ich ein recht distanziertes Verhältnis, zu ihr ein viel herzlicheres. Außer dass sie mich dauernd verkuppeln will. Nur hält das keine Frau aus, dass ich nie da bin. Auch sie hätte mir Iris schicken können, dachte ich, ihr würde so eine Aktion auch einfallen können. Aber die ganze "happy family" war noch eine Woche im Urlaub auf den Seychellen. Und ich würde diesmal keinesfalls aufs Blumengießen in ihrem repräsentativen Haus vergessen.
la-mamma - 30. Jul, 12:23
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