mal was anderes (5)
Österreich ist ein sehr schönes Land. Und mir hat heute einer meine Börse gestohlen. Dummerweise ist da auch mein Schlüssel drin.
Ich lebe seit fünf Jahren hier, von Xao Dia Deng habe ich meinen Job im Krankenhaus geerbt. Für die schauen wir sowieso alle gleich aus, außerdem arbeiten im AKH 20.000 Leute. Die Sozialversicherungskarte hat mich nur 1.500 Euro gekostet, Xao war schon der dritte Koala, der sie verwendete, ich bin der vierte. So nennen sie mich zumindest im Krankenhaus, sie finden das lustig, immer noch besser als Lumpi, sagen sie.
Ich heiße Peter, sage ich, das ist der europäische Name, den ich mir ausgesucht habe, der passt zu "blanker, harter Kiesel", wie mich meine Eltern genannt haben. Ich spreche Peter Englisch aus, das ist meine beste Sprache. Geboren bin ich in Malaysia, nur sind meine Eltern leider Chinesen. Wir sind dort eine Minderheit. Eine ziemlich diskriminierte Minderheit, wir werden sehr systematisch benachteiligt.
Die reichen Chinesen lassen ihre Kinder in Australien studieren, meine Eltern sind aber arm. Ihnen schicke ich jedes Monat alles, was mir übrig bleibt. In meiner Geldbörse waren fast zweihundertfünfzig Euro, ich war stolz, dass ich gegen Monatsende noch so viel hatte.
Meine Sozialversicherungskarte wird so schnell keiner sehen wollen, die Nummer steht auf meinem Kalender in der Wohnung, in die ich gerade nicht hinein kann. Irgendwie werde ich das telefonisch regeln müssen. Denn sonst verwendet sie der Nächste.
Im Krankenhaus trage ich hauptsächlich das Essen aus, manchen Patienten helfe ich auch beim Einnehmen. Das dürfte ich eigentlich gar nicht, aber wenn einer oder eine sich nicht aufrichten oder nicht einmal einen Löffel halten kann, was soll man da machen?
Ins Haus bin ich gekommen, als es jemand verließ. Selbst wenn ich die Nummer vom Schlüsseldienst herausgefunden habe, werde ich ihn nicht bezahlen können. Mitten in der Nacht mag ich jetzt sowieso nichts unternehmen.
Am liebsten bin ich bei den frischen Kaiserschnitten, aber ich helfe auch den ganz Alten. Manchmal bekomme ich ein Trinkgeld, ich kann das gut brauchen, Wien ist sehr teuer.
Bei den Studenten habe ich mich sogar getraut, anzuläuten. Sie scheinen aber fort zu sein.
Ich lege mich vor die Tür, morgen ist Samstag, irgendwann wird die andere Nachbarin heraus kommen. Eine Frau allein ist sicher vorsichtig, die würde jetzt garantiert nicht aufmachen.
Ich habe sie noch nicht oft gesehen, sie hat ganz andere Arbeitszeiten wie ich, außerdem schien sie mir bei unseren wenigen Begegnungen immer ein wenig in Eile.
Xao hat es gut getroffen, ihn hat eine Diplomatenfamilie als Butler nach Qatar mitgenommen. Ich will eigentlich zurück nach Malaysia, aber sicher nicht nach Kuala Lumpur, das ist mir viel zu groß und ich kenne es kaum. Unser Dorf ist fast dreihundert Kilometer entfernt. Rou Xoung hat mir versprochen auf mich zu warten. Aber das ist neun Jahre her.
Ich lebe seit fünf Jahren hier, von Xao Dia Deng habe ich meinen Job im Krankenhaus geerbt. Für die schauen wir sowieso alle gleich aus, außerdem arbeiten im AKH 20.000 Leute. Die Sozialversicherungskarte hat mich nur 1.500 Euro gekostet, Xao war schon der dritte Koala, der sie verwendete, ich bin der vierte. So nennen sie mich zumindest im Krankenhaus, sie finden das lustig, immer noch besser als Lumpi, sagen sie.
Ich heiße Peter, sage ich, das ist der europäische Name, den ich mir ausgesucht habe, der passt zu "blanker, harter Kiesel", wie mich meine Eltern genannt haben. Ich spreche Peter Englisch aus, das ist meine beste Sprache. Geboren bin ich in Malaysia, nur sind meine Eltern leider Chinesen. Wir sind dort eine Minderheit. Eine ziemlich diskriminierte Minderheit, wir werden sehr systematisch benachteiligt.
Die reichen Chinesen lassen ihre Kinder in Australien studieren, meine Eltern sind aber arm. Ihnen schicke ich jedes Monat alles, was mir übrig bleibt. In meiner Geldbörse waren fast zweihundertfünfzig Euro, ich war stolz, dass ich gegen Monatsende noch so viel hatte.
Meine Sozialversicherungskarte wird so schnell keiner sehen wollen, die Nummer steht auf meinem Kalender in der Wohnung, in die ich gerade nicht hinein kann. Irgendwie werde ich das telefonisch regeln müssen. Denn sonst verwendet sie der Nächste.
Im Krankenhaus trage ich hauptsächlich das Essen aus, manchen Patienten helfe ich auch beim Einnehmen. Das dürfte ich eigentlich gar nicht, aber wenn einer oder eine sich nicht aufrichten oder nicht einmal einen Löffel halten kann, was soll man da machen?
Ins Haus bin ich gekommen, als es jemand verließ. Selbst wenn ich die Nummer vom Schlüsseldienst herausgefunden habe, werde ich ihn nicht bezahlen können. Mitten in der Nacht mag ich jetzt sowieso nichts unternehmen.
Am liebsten bin ich bei den frischen Kaiserschnitten, aber ich helfe auch den ganz Alten. Manchmal bekomme ich ein Trinkgeld, ich kann das gut brauchen, Wien ist sehr teuer.
Bei den Studenten habe ich mich sogar getraut, anzuläuten. Sie scheinen aber fort zu sein.
Ich lege mich vor die Tür, morgen ist Samstag, irgendwann wird die andere Nachbarin heraus kommen. Eine Frau allein ist sicher vorsichtig, die würde jetzt garantiert nicht aufmachen.
Ich habe sie noch nicht oft gesehen, sie hat ganz andere Arbeitszeiten wie ich, außerdem schien sie mir bei unseren wenigen Begegnungen immer ein wenig in Eile.
Xao hat es gut getroffen, ihn hat eine Diplomatenfamilie als Butler nach Qatar mitgenommen. Ich will eigentlich zurück nach Malaysia, aber sicher nicht nach Kuala Lumpur, das ist mir viel zu groß und ich kenne es kaum. Unser Dorf ist fast dreihundert Kilometer entfernt. Rou Xoung hat mir versprochen auf mich zu warten. Aber das ist neun Jahre her.
la-mamma - 2. Aug, 08:00
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