Sonntag, 22. Oktober 2006

ich und die j.

oder ... bisschen traurig


Meine Mutter und meine Schwester konnten die J. ja noch nie leiden. Vor dreißig Jahren schon nicht, aber bei ersterer fand gar keine einzige meiner Freundinnen Gnade und zweitere war nur eifersüchtig.
Ich hingegen war richtig stolz auf die J., die einzige, die mit mir verkehrte, obwohl sie schon ins Gymnasium ging. Mit der J. hab ich nicht etwa gespielt, mit der J. bin ich stundenlang vor der Garage vom W. gestanden. Mit der J. konnte man tagelang über den W. reden, und über alles andere auch. Manchmal besuchte die J. die E., da hatte sie dann keine Zeit für mich – und die E. war wiederum älter als die J., also wahrscheinlich interessanter. Aber es blieben viele, viele Samstage und Sonntage, wo wir halt beide "draußen" in den jeweiligen Wochenendhäusern waren.
Später ging die J. fort. Ein Jahr nach Amerika, zwei Jahre nach Amerika, ein Jahr nach Griechenland, noch ein Jahr nach Griechenland, und auf einmal war sie ganz da unten. Dazwischen trafen wir uns manchmal, eigentlich selten ausgemacht, sondern eher so zufällig, denn unsere Eltern sind ja immer noch Nachbarn. Und zu manchen Anlässen waren wir dann einfach da.
Manchmal schrieb die J. – kopierte Sammelbriefe an alle, wie es ihr da unten in Griechenland so ging, eine Heiratsanzeige, eine Geburtsanzeige. Einmal besuchte ich die J. in Griechenland– sie arbeitete im Hotel, und wir machten dort Urlaub. Damals ging es ihr nicht gut, wir konnten eigentlich nur in der toten Zeit zu Mittag in der Rezeption plaudern, und die Kinder waren noch sehr klein.
Und dann kam die J. zurück. Ganz und gar nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatte – und ungefähr so allein erziehend wie ich. Manchmal trafen wir uns wieder – eigentlich nicht oft, aber wenn du jemanden so lange kennst, und immer lange Zeiten dazwischen liegen, dann freust du dich einfach allein aufs Wiedersehen, und immer hatte ich ihr etwas zu erzählen. Umgekehrt kam es mir auch so vor.
Ungefähr gleichzeitig wollten wir unsere Leben wieder ändern – uns wieder auf einen Mann einlassen zum Beispiel. Ein paar gemeinsame Versuche – und plötzlich telefonierten wir viel häufiger miteinander, sahen einander auch mehr und irgendwann fuhren wir auch ein paar Tage gemeinsam mit den Kindern weg. Beim ersten Mal hatte ich schon meinen Freund, und hab ihn samt seinen Freunden der J. da einfach zugemutet. Ein Jahr später kam dann ihr Freund nach, als wir wieder gemeinsam wohin fuhren. Das war auch nicht einfach, und ich hatte zum Ausgleich dort noch meine Schwester zu Besuch, die vieles ausspricht, was ich nicht hören will.
Das ist jetzt über ein Jahr her - seither hab ich die J. dreimal gesehen. Einmal noch im Herbst, da hatte sie ein bisschen Zeit im Kaffeehaus. Dann hab ich ihr was über meinen Freund gemailt. Sie hat ganz komisch reagiert – als ob sie ihn nicht selber kennte. Im Frühjahr erklärte sie mir, dass das mit ihrem Freund und meinem kaum passen würde, es wäre besser wir träfen uns nur zu zweit. Da gingen wir Mittagessen und sie hatte nicht mal eine Stunde Zeit. Und vorige Woche trafen wir uns wieder einmal in der Stadt – so um dreiviertel vier. Um fünf müsse sie ihre Tochter holen, waren ihre ersten Worte, die hätte am nächsten Tag Deutschschularbeit, also müssten sie auch gleich heimfahren. Ich hätte es mir denken können, aber ich wollte wohl nicht denken. Kurz vor fünf kam mir das alles hoch, lassen wir´s, sagte ich zur J., ich kann nicht von jemandem verlangen, was nicht ist, mir war zum Heulen. Ihr gebe das schon etwas so, sagte sie, das wäre ihr einziger Freiraum. Sie hätte mich langsam hinführen wollen, die Dinge veränderten sich nun einmal. Vor ihrer Tochter – die gleich zu erwarten war – diskutiere sie so etwas nicht.
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hier fehlt was;-)

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