Als ob ich es geahnt hätte – jetzt ist auch noch eine Frau mit Kinderwagen zugestiegen! Luft steht direkt neben ihr. Feuer sitzt in der letzten Reihe, Sand kommt an der nächsten Station.
Diese vertrottelten Decknamen hab natürlich nicht ich mir ausgedacht, sondern Erde. Wozu brauchen wir überhaupt Decknamen, wenn wir hier ohne jede Verkleidung agieren?
In wenigen Minuten geht es los, worauf hab ich mich da nur eingelassen? Immerhin hab ich gelernt, einen Autobus zu lenken. Und es macht mir sogar Spaß.
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Irgendwann bring ich meine Chefin um. Ich weine Ihnen keine Träne nach, wenn Sie kündigen, hat sie gesagt. Sehr witzig, ich bin 53 Jahre alt, davon hab ich deutlich mehr als die Hälfte in der Firma verbracht. Mein Spezialwissen braucht genau niemand mehr, das weiß sie so gut wie ich. Selbst wenn ich fertig studiert hätte, wäre ich wohl nicht leicht vermittelbar.
Du bist ein Versager, hat mein Vater damals zu mir gesagt, jetzt hab ich also zwei Trotteln als Söhne. Sonst hat er sich nicht viel um uns geschert, aber zum Angeben vor seinen Freunden taugten wir weder in sportlicher noch in sonstiger Hinsicht. Ich hab ihm nie verziehen, aber gemerkt hab ich mir seine Kränkungen. Zu gut gemerkt vielleicht.
Sie sind immer so empfindlich, hat die Chefin gesagt, sie sehe das große Ganze, während ich anscheinend nur meine Pensionierung zum Ziel hätte. Das war nicht immer so, hätte ich ihr sagen können. Die vielen Ablehnungen auf meine Bewerbungen und noch mehr die gar nicht mehr kommenden Antworten haben mich allerdings doch ein wenig resignieren lassen.
Sie hätte sich das ganz anders vorgestellt, hat sie mir heute süffisant erklärt. Ich hab drei Wochen an meinem Konzept gefeilt, bevor ich es ihr heute gab. Mit ihren ekelhaften künstlichen Fingernägeln hat sie die dreißig Seiten gerade einmal dreißig Sekunden lang vor mir durchgeblättert. Sie geben sich immer weniger Mühe, hat sie gesagt. Und dass sie froh sei, dass sie es gleich geahnt hätte, dass ich nichts mehr zustande bringe. Ich müsse sie auch verstehen, sie hätte der Frau Magister Sandner denselben Auftrag erteilt. Nur zur Sicherheit, schließlich gebe es einzuhaltende Termine. Ich könne mich wieder meinen sonstigen Aufgaben zuwenden.
Die Sandner hat eine Menge von mir gelernt, hätte ich sagen können. Aber ich hab´s gelassen. Weil ich die nämlich mag. Trotz allem.
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Gerade habe ich mir ein neues Kleid genommen. Im Sommer ist das einfach, ich weiß ein paar Stellen, wo die Leute gern nackt baden. Und vor allem, wie ich dort schnell wegkomme. Überhaupt ist es schön, sich ohne viel Aufwand von oben bis unten waschen zu können. Ohne eigenes Badezimmer, verstehen Sie? Nein, ich habe keine Substandardwohnung. Ich habe gar keine Wohnung.
Ich wusste gleich, dass mir das Kleid ausgezeichnet passen würde. Es ist schwarz-weiß, genau richtig tailliert und schwingt schön beim Gehen. Sie glauben, ich habe keine anderen Sorgen? Doch, die habe ich. Die offensichtlichste verursacht mir im Moment ziemliches Magenknurren. Deshalb fahre ich in die Innenstadt. Schwarz natürlich.
Das ist das ganze Jahr über völlig ungefährlich. Wenn ich bemerke, wie einer beginnt, die Fahrscheine zu kontrollieren, weine ich leise los. Noch nie hat einer der anderen Fahrgäste nachgefragt, manchmal sieht mich der ein oder andere ein wenig mitfühlend an. Kommt der Kontrolleur dann bis zu mir, erkläre ich ihm auf Französisch so gefasst wie möglich, dass meine Handtasche gestohlen worden ist. Und dass ich am schnellsten Weg zum Hotel xy bin, wo meine Schwester sicher schon vor Sorge vergeht. Oder mein Ehemann. Ich irre mich nie beim Hotelnamen in unmittelbarer Nähe. Schließlich kenne ich fast alle. Die Kontrolleure können praktisch nie Französisch. Die anderen Fahrgäste versuchen zu helfen. Bis ich aussteigen muss.
In meiner Lage ist es praktisch, dreisprachig zu sein. Für jeden Einheimischen bleibe ich eine Touristin, nach der er wohl kaum hier suchen wird. Bei den Geschäftsreisenden kommt es auf meine Garderobe an, was ich ihnen erzähle. Touristen freuen sich über meine Geheimtipps. Zumindest solange ich in ihrer Nähe bin.
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um
la-mamma - 30. Jun, 15:13
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punkt 1: weil man eine menge in wien sehr gebräuchliche nachnamen versteht.
manche passen ja auch ausgezeichnet zu den trägern:
"strach" heißt etwa Angst. nur so als beispiel.
la-mamma - 22. Jun, 15:20
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statt mit fußball erfreu ich euch jetzt einfach mit den neuesten wortschöpfungen vom x.
"kannst du mir das bitte abstücken" ist schon länger im repertoire, und der überstolze kindesvater hat ebenfalls schon längst herausgefunden, dass dieses wort tatsächlich einmal gebräuchlich war.
gestern sollte ich etwas "zurückschunden", war mir aber nicht ganz sicher, was der zwerg da von mir eigentlich erwartet hätte.
und völlig unerschließlich nummer drei: der "bundu". obwohl er es uns ganz genau erklärt hat: "ein bundu ist ein bundu!". nur wir einfaltspinsel verstehen nicht ...
la-mamma - 18. Jun, 11:10
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höchstwahrscheinlich haben alle 49 auch wieder das licht am ende des tunnels erblickt.
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Seit Längerem beobachte ich ein seltsames Phänomen: einzelne Rosen, Rosenblätter, ja ganze Rosensträuße säumen meine Wege. Bei einer einzelnen Rose mag ich ja noch an eine vorübergehende Unachtsamkeit denken, bei Unmengen von Rosenblättern am Boden an romantische Liebeserklärungen. Aber was muss passiert sein, dass ein ganzer, frischer Rosenstrauß, womöglich noch samt Einwickelpapier, auf der Straße oder im Mistkübel landet?
Ist sie von einem Stelldichein mit dem Falschen nach Hause gekommen und wollte den Ehemann nicht mit den dornigen Tatsachen konfrontieren? Hat er nach einem Rendez-Vous mit der anderen sein schlechtes Gewissen zu offensichtlich bewiesen und den Strauß gleich wieder um die Ohren bekommen? Wurden die Rosen einer oder einem fanatischen SchnittblumengegnerIn überreicht? War es der letzte unverkäufliche Rest aus dem Rosenbukett des allgegenwärtigen Rosenverkäufers? Nehmen die Rosenallergien überhand? Ist es politsch inkorrekt geworden, Rosen zu schenken oder anzunehmen? War das dazu aufgesagte Gedicht zu schlecht?
Wie auch immer, ich wundere mich einfach. Und die nächsten nehm ich einfach mit.
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