mal was anderes (2)
Ich habe Iris verloren. Oder sagen wir, die Frau, die sich Iris nannte. Das wäre alles nicht passiert, wenn ich am Freitag nicht Geburtstag gehabt hätte.
Ich war ein wenig müde, als ich die Ankunftshalle in Schwechat betrat. Vielleicht hätte ich sie nicht so breit anlächeln sollen, aber was hätten Sie getan, bei einer äußerst attraktiven Frau mit einer langstieligen roten Rose in der Hand und einem ein wenig zerknitterten großen Zettel auf dem "Georg" steht. Vorausgesetzt Sie heißen so.
Sie lächelte zurück und fiel mir um den Hals. Sie roch sehr angenehm. Ich hätte sie auch nicht gleich küssen müssen. Zumindest keine viereinhalb Minuten lang.
Ich bin ein langweiliger Mensch. Ich habe genau zwei Freunde, die ich beruflich bedingt nicht gerade häufig sehe. Ich arbeite seit zwanzig Jahren im sogenannten ehemaligen Ostblock als Programmierer. Irgendwann habe ich ein sehr nützliches Tool für Banken entwickelt, das verkauft sich sogar jetzt noch gut.
Ich dachte, meine beiden Freunde hätten sich das einfallen lassen. Sie hatte einen Pilotenkoffer dabei, sie begleitete mich hinaus zu meinem Auto. Und nahm am Beifahrersitz Platz.
Wohin fahren wir? fragte sie, da waren wir schon auf der Südautobahn. Nach Graz, da wohne ich. Nur nach Graz? Fürs erste.
Meine Wohnung ist der ärgste Saustall, dachte ich, da können wir unmöglich hin. Meine zwei wunderbaren Freunde würden vor der Tür stehen und mitfeiern wollen. Ich möchte lieber mit ihr allein bleiben. Dachte ich.
Sie fände das lustig, dass ich mich für meinen Beruf geniere, sagte sie. Ich konzentrierte mich auf ein Überholmanöver und antwortete, ich lebe sehr gut davon. Das könne sie sich vorstellen, Schönheit habe eben ihren Preis. Aber ich müsse keine Angst haben, sie denke an keine Veränderung in dieser Hinsicht. Sie sei schon richtig, murmelte ich, also richtig hübsch, wenn ihr dieses Kompliment nicht zu platt wäre.
Ziemlich genau da fing ich an zu lügen. Ich weiß auch nicht, warum. Ich sei erst vor Kurzem von meiner Frau verlassen worden, behauptete ich, sie hätte noch nicht einmal alle ihre Sachen abgeholt. Die Kinder wären gerade bei der Oma, und sie verwirkliche sich jetzt selbst in Indien. Iris solle sich also nicht wundern, wie chaotisch mein Haus im Moment sei.
Im Stillen entschuldigte ich mich bei meiner Schwägerin. Zu meinem Bruder habe ich ein recht distanziertes Verhältnis, zu ihr ein viel herzlicheres. Außer dass sie mich dauernd verkuppeln will. Nur hält das keine Frau aus, dass ich nie da bin. Auch sie hätte mir Iris schicken können, dachte ich, ihr würde so eine Aktion auch einfallen können. Aber die ganze "happy family" war noch eine Woche im Urlaub auf den Seychellen. Und ich würde diesmal keinesfalls aufs Blumengießen in ihrem repräsentativen Haus vergessen.
Ich war ein wenig müde, als ich die Ankunftshalle in Schwechat betrat. Vielleicht hätte ich sie nicht so breit anlächeln sollen, aber was hätten Sie getan, bei einer äußerst attraktiven Frau mit einer langstieligen roten Rose in der Hand und einem ein wenig zerknitterten großen Zettel auf dem "Georg" steht. Vorausgesetzt Sie heißen so.
Sie lächelte zurück und fiel mir um den Hals. Sie roch sehr angenehm. Ich hätte sie auch nicht gleich küssen müssen. Zumindest keine viereinhalb Minuten lang.
Ich bin ein langweiliger Mensch. Ich habe genau zwei Freunde, die ich beruflich bedingt nicht gerade häufig sehe. Ich arbeite seit zwanzig Jahren im sogenannten ehemaligen Ostblock als Programmierer. Irgendwann habe ich ein sehr nützliches Tool für Banken entwickelt, das verkauft sich sogar jetzt noch gut.
Ich dachte, meine beiden Freunde hätten sich das einfallen lassen. Sie hatte einen Pilotenkoffer dabei, sie begleitete mich hinaus zu meinem Auto. Und nahm am Beifahrersitz Platz.
Wohin fahren wir? fragte sie, da waren wir schon auf der Südautobahn. Nach Graz, da wohne ich. Nur nach Graz? Fürs erste.
Meine Wohnung ist der ärgste Saustall, dachte ich, da können wir unmöglich hin. Meine zwei wunderbaren Freunde würden vor der Tür stehen und mitfeiern wollen. Ich möchte lieber mit ihr allein bleiben. Dachte ich.
Sie fände das lustig, dass ich mich für meinen Beruf geniere, sagte sie. Ich konzentrierte mich auf ein Überholmanöver und antwortete, ich lebe sehr gut davon. Das könne sie sich vorstellen, Schönheit habe eben ihren Preis. Aber ich müsse keine Angst haben, sie denke an keine Veränderung in dieser Hinsicht. Sie sei schon richtig, murmelte ich, also richtig hübsch, wenn ihr dieses Kompliment nicht zu platt wäre.
Ziemlich genau da fing ich an zu lügen. Ich weiß auch nicht, warum. Ich sei erst vor Kurzem von meiner Frau verlassen worden, behauptete ich, sie hätte noch nicht einmal alle ihre Sachen abgeholt. Die Kinder wären gerade bei der Oma, und sie verwirkliche sich jetzt selbst in Indien. Iris solle sich also nicht wundern, wie chaotisch mein Haus im Moment sei.
Im Stillen entschuldigte ich mich bei meiner Schwägerin. Zu meinem Bruder habe ich ein recht distanziertes Verhältnis, zu ihr ein viel herzlicheres. Außer dass sie mich dauernd verkuppeln will. Nur hält das keine Frau aus, dass ich nie da bin. Auch sie hätte mir Iris schicken können, dachte ich, ihr würde so eine Aktion auch einfallen können. Aber die ganze "happy family" war noch eine Woche im Urlaub auf den Seychellen. Und ich würde diesmal keinesfalls aufs Blumengießen in ihrem repräsentativen Haus vergessen.
la-mamma - 30. Jul, 12:23
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