artfremd???
Meistens ist mein Blog ja politikfrei – die diesbezüglichen Tageszeitungskommentare mag ich weder wiederholen, noch widerlegen, je nach Format und Weltanschauung fallen mir meist auch keine noch nicht irgendwo gelesenen Ergänzungen ein.
Heute im Büro – und ich lebe und arbeite im 20. Wiener Gemeindebezirk – war ich allerdings zum ersten Mal von manchen MitarbeiterInnen positiv überrascht, als auch die überraschend klare Worte zu den kolportierten Äußerungen des französischen Außenministers fanden.
Insbesondere als ich selber ebendiese unmittelbar nach der Verabschiedung unseres iranischen Gastes hörte – und mir da auch wieder erschreckend bewusst wurde, wie sehr wir alle Pauschalurteile aus Überfluss an Information und aus Zeitmangel gar nicht mehr vermeiden können.
Dass es Frauen in islamischen Ländern nicht gerade leicht haben, ist durchaus Allgemeingut. Dass ein männliches Erstsemester, das in Jeans an die Teheraner Uni kommt, daraufhin schriftlich bestätigen muss, dass es am soundsovielten soten Jeans angehabt habe und dies niemals, niemals wieder tun werde, ist eine nicht wirklich heitere Anekdote. Genauso wenig, wie dass es im Prinzip nicht sehr einfach ist, irgendeine Art von Opposition zu bilden, wenn alle wissen, dass jegliche Gegner – und zwar völlig unabhängig davon, welcher Religion sie angehören – bis hin zum Sohn des berüchtigten ersten Revolutionsführers – umgebracht werden.
Viele Menschen dort seien innerlich irgendwie in Opposition, den Frauen würden die Kopftücher gern hinunterrutschen und die mutigsten gingen auch im Iran unverschleiert. Die seien aber wirklich sehr mutig, finde er, sagte unser Gast, und in einem Land, in dem sogar Musizieren verboten sei, wäre es auch nicht gerade einfach, zwar Moslem zu sein, aber im Grunde nicht gläubig. Im Grunde sei das permanente „Sich-Selber-Zensieren“ das am wenigsten leicht Auszuhaltende für ihn gewesen. Es sei für die Bevölkerung generell auch in keiner Weise nachzuvollziehen, warum es nicht einmal die Idee von Sozialleistungen gebe, dafür massive Unterstützung von Terroristen, Syrien oder Palästina oder wem auch immer …
Und dass und warum die Schulen nur „unengagierte“ Lehrer hätten, sodass jeder, der eine Fremdsprache lernen wolle, das privat tun würde.
Bei uns herrscht ja bekanntlich mehr Freiheit, die will ich gar nicht schlecht reden. Traurig nur, was in ihr passiert: Da sehe ich unsere Politiker, die sich im Grunde bis auf die Grünen alle mehr oder weniger deutlich auf keinen Fall Stimmen durch „Ausländerfreundlichkeit“ verscherzen wollen. Das unsägliche Wort „artfremd“ aus dem Mund konservativer Populisten. Die Unterstützung der Demonstration gegen eine Moschee im Zwanzigsten (die soweit ich das mitgekriegt habe, ohnedies überhaupt nicht geplant war – in Wirklichkeit ging es um einen Ausbau von zwei Stockwerken eines bestehenden Gebäudes) nicht nur von den üblichen Verdächtigen, sondern auch vom diesbezüglich wohl von allen guten Geistern verlassenen Bezirksobmann der ÖVP. Das zähe Ringen um das dringendst für alle verpflichtend einzuführende Vorschuljahr. Völliges Desinteresse an den einzelnen Personen und Schicksalen, und ausdauernde Ignoranz gegenüber nicht zu widerlegenden Fakten, wie etwa dass „die Ausländer“ mehr an Steuern und Sozialabgaben leisten, als sie lukrieren. Diffuse Ängste vor allem Fremden. Und letztlich die Gemeinheit, alle Muslime in einen Topf zu werfen. Das war für mich in der Sonntagabenddiskussion im ORF eine der sinnvollsten Bemerkungen: Ich tät mich auch schön bedanken, wenn der Herr Schönborn für mich spräche.
Deshalb koche ich auf der nächsten Party Dürüm. Versprochen.
Heute im Büro – und ich lebe und arbeite im 20. Wiener Gemeindebezirk – war ich allerdings zum ersten Mal von manchen MitarbeiterInnen positiv überrascht, als auch die überraschend klare Worte zu den kolportierten Äußerungen des französischen Außenministers fanden.
Insbesondere als ich selber ebendiese unmittelbar nach der Verabschiedung unseres iranischen Gastes hörte – und mir da auch wieder erschreckend bewusst wurde, wie sehr wir alle Pauschalurteile aus Überfluss an Information und aus Zeitmangel gar nicht mehr vermeiden können.
Dass es Frauen in islamischen Ländern nicht gerade leicht haben, ist durchaus Allgemeingut. Dass ein männliches Erstsemester, das in Jeans an die Teheraner Uni kommt, daraufhin schriftlich bestätigen muss, dass es am soundsovielten soten Jeans angehabt habe und dies niemals, niemals wieder tun werde, ist eine nicht wirklich heitere Anekdote. Genauso wenig, wie dass es im Prinzip nicht sehr einfach ist, irgendeine Art von Opposition zu bilden, wenn alle wissen, dass jegliche Gegner – und zwar völlig unabhängig davon, welcher Religion sie angehören – bis hin zum Sohn des berüchtigten ersten Revolutionsführers – umgebracht werden.
Viele Menschen dort seien innerlich irgendwie in Opposition, den Frauen würden die Kopftücher gern hinunterrutschen und die mutigsten gingen auch im Iran unverschleiert. Die seien aber wirklich sehr mutig, finde er, sagte unser Gast, und in einem Land, in dem sogar Musizieren verboten sei, wäre es auch nicht gerade einfach, zwar Moslem zu sein, aber im Grunde nicht gläubig. Im Grunde sei das permanente „Sich-Selber-Zensieren“ das am wenigsten leicht Auszuhaltende für ihn gewesen. Es sei für die Bevölkerung generell auch in keiner Weise nachzuvollziehen, warum es nicht einmal die Idee von Sozialleistungen gebe, dafür massive Unterstützung von Terroristen, Syrien oder Palästina oder wem auch immer …
Und dass und warum die Schulen nur „unengagierte“ Lehrer hätten, sodass jeder, der eine Fremdsprache lernen wolle, das privat tun würde.
Bei uns herrscht ja bekanntlich mehr Freiheit, die will ich gar nicht schlecht reden. Traurig nur, was in ihr passiert: Da sehe ich unsere Politiker, die sich im Grunde bis auf die Grünen alle mehr oder weniger deutlich auf keinen Fall Stimmen durch „Ausländerfreundlichkeit“ verscherzen wollen. Das unsägliche Wort „artfremd“ aus dem Mund konservativer Populisten. Die Unterstützung der Demonstration gegen eine Moschee im Zwanzigsten (die soweit ich das mitgekriegt habe, ohnedies überhaupt nicht geplant war – in Wirklichkeit ging es um einen Ausbau von zwei Stockwerken eines bestehenden Gebäudes) nicht nur von den üblichen Verdächtigen, sondern auch vom diesbezüglich wohl von allen guten Geistern verlassenen Bezirksobmann der ÖVP. Das zähe Ringen um das dringendst für alle verpflichtend einzuführende Vorschuljahr. Völliges Desinteresse an den einzelnen Personen und Schicksalen, und ausdauernde Ignoranz gegenüber nicht zu widerlegenden Fakten, wie etwa dass „die Ausländer“ mehr an Steuern und Sozialabgaben leisten, als sie lukrieren. Diffuse Ängste vor allem Fremden. Und letztlich die Gemeinheit, alle Muslime in einen Topf zu werfen. Das war für mich in der Sonntagabenddiskussion im ORF eine der sinnvollsten Bemerkungen: Ich tät mich auch schön bedanken, wenn der Herr Schönborn für mich spräche.
Deshalb koche ich auf der nächsten Party Dürüm. Versprochen.
la-mamma - 18. Sep, 21:42
2 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
406 mal angeklickt. oder gar gelesen?